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Ausstellungsbetrachtung: „Americans and the Holocaust“ im USHMM

Das United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) ist wohl eines der bekanntesten Häuser weltweit, das sich mit dem Holocaust beschäftigt, vielleicht sogar das bekannteste, sieht man von den authentischen Orten des Geschehens ab. Es muss nichts über das Haus selbst geschrieben werden, wohl aber über die derzeitige Ausstellung „Americans and the Holocaust“.

Das Haus fragt nicht danach, was Europa hätte tun können, um die Shoa zu verhindern, zu beenden, es fragt konkret, was hätten wir, die Vereinigten Staaten von Amerika tun können, was haben wir getan, was wusste die Regierung und wo wurde bewusst weggesehen. Viele Fragen, die in dieser Deutlichkeit und mit diesem selbstkritischen öffentlichen Blick wohl bisher nicht gefragt worden.

Erstaunlich unaufgeregt, sachlich ist diese Ausstellung. Das ist ungewöhnlich, wird auch in den USA deutlich mehr mit Emotionalisierung gearbeitet, so auch in der Dauerausstellung des USHMM. Doch es ist hier nicht nötig, die einfachen Fakten reichen. So werden z.B. auf drehbaren Elementen Umfrageergebnisse zu dieser Zeit gezeigt, wie etwa, wie man dazu steht, was in Europa vorgeht, was mit überwältigender Mehrheit der Befragten abgelehnt wurde, gleichzeitig fragte man, ob man diese Menschen durch Einreiseerlaubnis retten solle, das wiederum wurde fast ebenso deutlich abgewiesen. Diese Befragung und andere gibt es hier auch online.

Ausstellungsbetrachtung: "Americans and the Holocaust" im USHMMDie Ausstellung konzentriert sich vor allem darauf, was man wissen konnte und wissen musste. Wie war die Situation der US Bürger in den 30er Jahren?

Um einreisen zu dürfen, brauchte man vor allem einen Bürgen. Bittbriefe um diese Bürgschaften, um Hilfe überhaupt, füllen beispielhaft eine ganze Vitrine.

Bittbriefe um Hilfe.
20 April 2018, Americans and the Holocaust exhibition.

Noch immer hält sich das Gerücht, man hätte nichts tun können, noch immer das Gerücht, man habe nichts gewusst. Diese Ausstellung zeigt, wieviel gewusst wurde und wieviel in den Jahren nach dem Krieg vergessen wurde um die eigene Schuld ungesehen zu machen. Fragen, die sich auch andere Länder stellen sollten und Fragen, die wir uns alle heute stellen sollten, die wir Menschen, die Schutz suchen, diesen verwehren, in dem wir die Grenzen schließen. In dem auch wir auf eine Bürokratie bestehen, die nicht für Krisenzeiten gemacht war. Es sind dies vielleicht auch die Gründe gewesen, warum das Museum sich der Forschung zu diesem Thema gewidmet hat und die Ergebnisse verstehbar für alle zeigt.

Die Ausstellung ist bis 2021 zu sehen. Da man nicht eben mal nach Washington D.C. fliegen kann und sollte, um ins Museum zu gehen, gibt es eine kürzere, aber nicht weniger informative Onlineversion. Hier lohnt es sich sehr, nicht nur die Hauptseite, sondern auch auf die Unterseiten mit Statistiken etc. anzusehen. Eine Ausstellung, von der ich mir wünschen würde, dass sie reisen kann aber vor allem Vorbildfunktion hat.


Disclaimer: Alle Fotos wurden vom USHMM zur Verwendung zur Verfügung gestellt. Ich wurde weder gebeten über die Ausstellung zu schreiben, noch habe ich Vergünstigungen o.ä. erhalten.

Ein Kommentar

  1. Danke für den Link, saß gestern Abend mit Schwiegermutter, Pflegekind und dem Oxford vor dem Bildschirm, wir schauten, lasen, diskutierten.

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