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Die Bücher dieses Sommers – Woche 1

Endlich raus, endlich einmal wieder weg. Nichts tun, lesen. Als in Deutschland die ersten kalten Tage nach einem warmen, aber von mir unfreiwillig fast ausschließlich in Räumen verbrachten, Sommers einbrachen, ging es wieder auf die Reise. Eine Reise, die an einem geliebten Strand unter warmer Sommer für zwei Wochen enden sollte. Endlich lesen…so wenig konnte ich selbst lesen – oder besser, nicht unbedingt nur das, was ich wollte. Es gibt etwas nachzuholen. So also nun hier Gelesenes:

 

Weiterleben ohne Wenn und Aber – von Sabine Adler

Die Bücher dieses Sommers - Woche 1Etwas irreführend der Untertitel „Die Shoah-Überlebende Giselle Cycowicz“. Er verleitet schnell dazu, zu glaube, es ist einer der vielen Überlebendenbiografien. Es ist mehr. Sabine Adler beschreibt im Buch nicht nur die Lebensgeschichte Giselle Cycowiscz, sondern auch Geschichten ihrer Patienten. Giselle ist noch im hohen Alter als Psychologin für Amcha, einem gemeinnützigen Verein, der Hilfe für Überlebende und ihre Angehörigen anbietet, im Dienst. Erst spät erkannte man, dass Überlebenden eine Therapie angeboten werden sollte, so sie es wünschten. Giselle ist, seit sie nach dem Tod ihres Mannes nach Israel zog eine dieser Therapeutinnen. Die Geschichten der Menschen, die Spätfolgen des Erlebten auch für die Nachfolgegenerationen sind das Thema dieses Buches und viel mehr. Leseempfehlung!

Erschienen im Aufbau Verlag, ISBN 978-3-351-03755-0

Ich durfte mit Sabine Adler als Gast des Deutschlandfunks über ihr (und mein Buch sprechen). Zum Beitrag geht es hier entlang.

 

Das Spinoza Problem – von Irvin D. Yalom

Die Bücher dieses Sommers - Woche 1Alfred Rosenberg bekommt, nachdem er in seiner Schule eine antisemitische Rede gehalten hatte, die Aufgabe Goethes Verehrung für Spinoza nachzuforschen. Die Hoffnung seiner Lehrer erfüllt sich nicht und dennoch bleibt es weiter ein Problem im Leben Rosenbergs: das Spinoza-Problem. Yalom geht in diesem Buch zwei Geschichten nach, der Baruch de Spinozas, dem Philosophen und dem Chefdemagogen der Nationalsozialisten: Alfred Rosenbergs. Viel Fiktion, doch auch Fakten. Yalom setzt seine Berufserfahrung als Psychoanalytiker ein, um zwei Charaktere zu beschreiben und vielleicht sogar ein wenig in deren Gedankenwelt eintauchen zu lassen, Rosenberg legt er quasi auf die Couch. Was bleibt ist die Lust, sich mehr mit Spinozas Ethik – im wörtlichen Sinne – zu beschäftigen.

Erschienen bei btb, ISBN 978-3-442-74208-0

 

Die gute alte und die bessere neue Zeit – von John Steinbeck

Die Bücher dieses Sommers - Woche 1

Essays und Geschichten von John Steinbeck. Für Zwischendurch und immer wieder. Wir begleiten ihn nach Paris, wo er einige Zeit lebt. Auch sein erstes Scheitern an der Stadt New York und seine Sicht auf die gute alte und eben die bessere neue Zeit sind Themen. Besonders berührend für mich ein Text, den er schrieb, nachdem er vom Tode seines Freundes Robert Capa erfuhr. Ein Text gegen das Morden, gegen den Krieg.

Erschienen bei DTV. Antiquarisch.

 

 

Tiefe Havel – von Tim Pieper

Die Bücher dieses Sommers - Woche 1Irgendwann hatte ich mal einen Rappel und suchte nach Krimis, die irgendwie um und in Berlin spielten. Ich war wohl etwas dank Volker Kutscher und Maxim Leo in einen Rausch geraten. Ich fand u.a. die Bücher von Tim Pieper, die vor allem durch die liebevolle Beschreibung der Gegenden entlang der Havel, aber auch durch nicht sehr blutrünstige Fälle sehr zur Entspannung beitragen. Tiefe Havel ist das dritte Buch um Toni Sanftleben.

Erschienen bei Emons, ISBN 978-3-7408-0285-1

 

 

Der alte Mann und das Meer – von Ernest Hemingway

Die Bücher dieses Sommers - Woche 1Muss ich eigentlich etwas dazu schreiben? Doch eigentlich nicht, denke ich und schaue raus aufs Meer.

Erschienen bei einigen Verlagen in diversen Ausgaben.

 

 

 

 

Wiener Straße – von Sven Regener

Die Bücher dieses Sommers - Woche 1Die Wiener Straße in Berlin-Kreuzberg 1981. Vielleicht ein wenig ein Sehnsuchtsbuch – die Sehnsucht nach dem ruhigen, verrückten und irgendwie so wunderbar normalen Kreuzberg mit echten und nicht ganz so echten Orten und Menschen. Wenn man dann allerdings noch jemanden an seiner Seite hat, der selbst Geschichten aus diesen Jahren aus dieser Gegend erzählen kann, ja dann…

Erschienen bei Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-86971-136-2

 

 

Ohne Euch wäre ich aufgesessen. Geschwisterbriefe – Hans Fallada

Die Bücher dieses Sommers - Woche 1Die Briefe Hans Falladas (Rudolf Ditzen) mit seinen Geschwistern aus den Jahren 1928 – 1946. Ein Zeitraum, in der der Weltkrieg in seinen Nachwirkungen zu spüren war und schon der nächste begann. Nachdenklich machende, wertvolle Zeilen, die glücklicherweise erhalten sind. Sie zeigen den Menschen, den Autor und die Welt mit ihren Alltäglichkeiten. Der „unerwünschte Autor“, der am Ende seinen Verlag (Rowohlt) verliert und doch für das Propagandaministerium ein antisemitisches Buch schreiben soll. Sie gehen mir nach und nah diese Briefe. Wir werden keine Briefe hinterlassen aus unseren Zeiten und damit auch keine persönlichen Zeichen. Wir können und sollten aber jene lesen, die uns geblieben sind, so wie diese. Leseempfehlung!

Erschienen im Aufbau Verlag, ISBN 978-3-351-03714-7

 

Die Bestie vom Schlesischen Bahnhof – von Horst Bosetzky

Die Bücher dieses Sommers - Woche 1Mein Faible für Krimis in Gegenden, die ich kenne, sollte schon durchgeschimmert sein. Einen noch größeren Faible allerdings habe ich für wahre Kriminalfälle. Der erst in diesem Monat verstorbene Autor, besser bekannt unter dem Pseudonym -ky, verarbeitet hier den Fall des wohl ersten Massenmörders in Berlin (oder Deutschlands?). Der Fall, bei dem eine unbekannte Anzahl von Frauen ermordet und zerstückelt wurde geriet in Vergessenheit. Bosetzky, ganz Soziologe, beschreibt die Umstände, in denen es zu diesen Taten in der Gegend um den Berliner Schlesischen Bahnhof kommen konnte. Eine Zeit, die sich mit Sicherheit niemand zurückwünscht.

Erschienen im Jaron Verlag, ISBN 978-3-89773-731-0

 

Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu hause bei seiner Frau – von Dimitri Verhulst

Die Bücher dieses Sommers - Woche 1Eine nette Anekdote über einen Mann, der beschließt, sich als dement auszugeben, um nicht den ganzen Tag mit seiner Frau verbringen zu müssen. Er schafft es und lebt fortan in einem Heim für demente Menschen- er scheint nicht der Einzige mit dieser Idee gewesen zu sein.

Erschienen bei Luchterhand, ISBN 978-3-630-87432-6

 

 

 


Erklärung: Ich habe das Buch „Weiterleben ohne wenn und aber“ zur Vorbereitung auf die Podiumsdiskussion kostenlos erhalten. Es wurde nicht von mir erwartet, dass ich etwas dazu schreibe. Ich mache es, weil ich denke, dass es eine Bereicherung sein könnte. Alle anderen Bücher habe ich selbst erworben oder ausgeliehen. Ich erhalte keine Vergünstigungen oder sonstige Leistungen für das Schreiben über diese Bücher. Ich mache es einfach nur gern.


photo credit: lerlisboa via photopin (license) 

2 Kommentare

  1. Rüdiger Zeitz Rüdiger Zeitz

    Musste es unbedingt ein Foto vom Cais do Sodré in Lisboa sein, wo am andern Ufer des Tajo ein kaltes, betoniertes, christliches Symbol alles überragt?

    • Es musste ein Foto sein, das frei verfügbar ist und dieses gefiel mir schlicht.

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