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Ausstellungsbetrachtung: Aufbrüche. Abbrüche. Umbrüche.

Die Ausstellung „Aufbrüche. Abbrüche. Umbrüche. Kunst in Ost-Berlin 1985-1995“ findet gleich an drei Orten in der Stadt statt: in der Kunstforum Berliner Volksbank, der Nikolaikirche und im Ephraim-Palais statt. Erstaunlich leer ist es an einem Wochenende, in der die Stadt doch voller Touristen ist.

Die Sammlungen der Häuser Kunstforum und Stadtmuseum wollen die Entwicklung von mehr als 50 Künstlerinnen und Künstlern vor und nach der Zeit des Mauerfalls in Ost-Berlin zeigen. Darunter große Namen und für mich viele bekannte Gesichter – oder Striche. Manches Bild kam mir seltsam bekannt vor, ich fühlte mich schlagartig wohl damit. Bis ich erfuhr, dass Arbeiten eben jener Künstler:innen mein Aufwachsen begleiteten. Das andere Land und die Zeit geben ihrer Wirkung keinen Abbruch. Es sind doch oft die Zwischenzeilen, die man vielleicht mit anderem persönlichen Hintergrund nicht zu lesen vermag oder man sieht eben etwas ganz anderes darin. Sind es die Farben der Bilder dieses Berlins. Sei es die Möglichkeit der Abbildung der Farben, oder besser des Graus des Ostens, den man oft, vielleicht auch zu oft schon wieder vergaß.

Der Ausstellungsteil in der Nikolaikirche geht gelegentlich etwas verloren. Etwas mehr Mut, hier etwas mehr und nicht so ganz an den Rand gedrängt zu präsentieren, hätte dem Raum der ehemaligen Kirche nicht geschadet. Es blieb ein Gefühl, dass sie nicht vollständig war.

Diese Ausstellung ist auch ohne persönliche Erinnerung ein Must-See und anders als bei Sibylle Bergemann, sind hier die Menschen nicht nur schön und gefällig. Wer in die Gesichter der Portaits von Helga Paris oder Christina Glanz (eine Entdeckung für mich) schaut, sieht, dass die DDR etwas anderes war als die Bilder in der Zeitschrift „Sibylle“. Und natürlich waren sie das. Doch die Fokussierung auf die Modefotografie des Staates, nicht bewusst, dass es hier um nichts anderes ging als das Schöne abzubilden, kann ein falsches Bild vermitteln.

Persönlich überraschend waren für mich Arbeiten von Hans Ticha. Ich kannte sie und kannte sie doch nicht. Sie sind so speziell, dass sie nicht vertauscht werden konnten und richtig, ich hatte einige Kinderbücher, die von im illustriert wurden. Illustrationen, die mir so in Erinnerung blieben wie wohl keine anderen Bilder. Aber ich hatte sie eben als Bilder für Kinder gespeichert – schön, jetzt auch andere Arbeiten kennengelernt zu haben.

Und last, but not least: Butze, oder besser Manfred Butzmann. Man muss nicht viel sagen zu ihm. Er ist ein Beispiel, wie Opposition in der DDR sein konnte, ohne sich selbst als solche zu verstehen. Zu empfehlen ist hier direkt das Interview, das für die Ausstellung gemacht wurde:


Zu empfehlen sind auch die anderen Interviews, die man allerdings auch direkt in der Ausstellung im Ephraim-Palais sehen kann.

Für mich persönlich das Highlight diesen Herbst und daher noch unverständlicher, wie wenig Medienpräsenz diese Ausstellung genießt. Schade.

Ganz besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Mitarbeiterinnen im Ephraim-Palais. Selten habe ich solches Engagement und Freundlichkeit erlebt, von der Garderobe bis zur Ausstellungsaufsicht. Da macht der Museumsbesuch gleich doppelt soviel Spaß.
Schön wäre es, gäbe es einige der Motive auch zum Mitnehmen als Karten oder gar Plakate. Ich hätte sicher einige erworben.

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