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Buchbetrachtung: Exodus von Esther Shakine

Wie erzählt man Kindern von der Shoa? Soll man ihnen überhaupt davon erzählen, sollte man nicht lieber schweigen, bis sie alt genug sind? Doch wann ist man alt genug? Fragen, die mich auch in der Gedenkstättenarbeit begleiten: Vor 14 Jahren soll man nicht damit konfrontiert werden, heißt es da oft. Ich sehe das anders. Die Frage ist immer: Wie?

Esther Shakine hat mit „Exodus“ ihre eigene Geschichte für Kinder geschrieben bzw. gezeichnet. Ich würde nicht so weit gehen, dass es eine „Graphic Novel“ ist. Es ist ein Kinderbuch, in dem mit einfacher Sprache die Geschichte eines ungarischen Mädchens erzählt wird, das den Transport der Familie im Kleiderschrank überlebte, in dem sie ihre Mutter versteckt hat, als die Polizisten kamen. Esther, im Buch Ticka, bleibt allein zurück. Sie wird von einem befreundeten Priester in einem christlichen Waisenhaus versteckt, von wo sie irgendwann wieder flieht und sich andere jüdische Kinder findet, die ihre Eltern verloren haben. Ebenso einfach und durchaus ausreichend schildert sie von der Befreiung den heimlichen Weg aus Ungarn hinaus, durch halb Europa und auf die Exodus. Das Schiff, das von den Briten wieder zurück nach Europa geschickt wurde. Fast noch eindringlicher erscheinen mir die Schilderungen der Ereignisse auf dem Schiff und die letztendliche Rückkehr nach Eretz Israel, wo Esther seither als Malerin und Illustratorin lebt.

Ich bin nicht erfahren in Sachen Kinderbücher. Das Buch wird für Lesende ab 8 Jahren empfohlen. Ich fragte mich, wie ich eine solche Geschichte erzählen würde und glaube, dass Esther Shakine diese, ihre Geschichte so aufschrieb, wie sie sie ihren Enkeln erzählen würde. Kein Zeigefinger, keine Belehrungen, einfach nur die Geschichte für Kinder erzählt und Illustriert.

Auschnitt Buch Exodus von Esther ShakineTrotz der durchgängigen Schwarzfärbung der Seiten, (Muss denn immer alles Schwarz oder Grau sein, was mit der Shoa zu tun hat?) finde ich ein gelungenes Buch vor allem durch die Authentizität der Geschichte, abseits der großen Biografien. Es zeigt einmal mehr, dass grausame Dinge auch kindgerecht vermittelt werden können.  Eine sinnvolle bereichernde Ergänzung zum ewigen Tagebuch der Anne Frank im Kinderbuchregal.

 

Esther Shakine
EXODUS
Leseprobe
48 Seiten, 93 Abbildungen
Ab 8 Jahren
Klinkhardt & Biermann Verlag
ISBN: 978-3-943616-72-9
15 Euro


Ich würde gern mein Exemplar, das mir freundlicherweise von Verlag zur Verfügung gestellt wurde, verschenken – am liebsten in Kinderhände. Schreiben Sie mir gern bis wenn Sie Interesse haben.

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