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Haben Juden einen Sonderstatus, da sie am Schabbat nicht arbeiten dürfen?

Obere Frage war eine Suchanfrage, über die ein User auf diese Seite gelangte. Ich möchte die Gelegenheit ergreifen und wieder beginnen, solche Suchanfragen zu beantworten, auch gern andere Fragen, die mir gern über das Kontaktformular zugeschickt werden können. Leider kann ich hier im konkreten Fall nicht nachfragen, was genau gemeint war. Daher gehe ich von der folgenden Vermutung aus: Der Fragende möchte wissen, ob wir evtl nicht am Samstag arbeiten müssen, weil wir ja Juden sind. Ich habe die Frageformulierung in der Tat etwas angepasst, denn tatsächlich durchzuckt es mich jedes Mal, wenn man vom Sabbat und nicht vom Schabbat spricht.

Die Antwort ist einfach: Nein. Es gibt keinen gesetzlich oder irgendwie festgelegten Sonderstatus eines Juden gegenüber seinem Arbeitgeber. Eventuell abweichende Wünsche muss man selbst aushandeln und sind eine Kulanzfrage. Ein frommer Jude wird sich sehr vermutlich keinen Job suchen, in dem er bei Schichtbetrieb etc. Davon ausgehen kann, dass er auch Freitag Nacht oder am Samstag arbeiten muss oder gleich von Vorhinein eine Regelung vereinbaren. Zwar kann man bei einigen Behörden, unter Nachweis der Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft bestimme festgelegte Feiertage ohne Urlaubsabzug frei bekommen (bei Juden sind das u.a. die hohen Feiertage, bei Protestanten der Reformationstag etc.), aber auch das obliegt dem Arbeitgeber. Bei einer Bundesbehörde z.B. Gibt es diese Regelung, bei kommunalen nicht. Ich selbst nehme für die Feiertage Urlaub oder Überstunden. Ein Anrecht allerdings besteht nicht. So werden fromme Juden außerhalb Israels tendenziell eher selbstständig, bei selbstständiger Einteilung der Arbeitszeiten, in jüdischen Einrichtungen oder vielleicht auch nur in Teilzeit arbeiten. Schichtdienst allerdings wird schwierig.

So kann man seinen Stift mittendrin fallenlassen, möchte man Freitags noch schnell vor Sonnenuntergang zuhause sein. Das sollte anders geplant werden. Meine Erfahrung allerdings ist, dass niemand etwas sagt, wenn man früher geht, sollte man die Stunden schon an den anderen Wochentagen vorgearbeitet haben – und so wird es meist geregelt. Offenheit ist hier das Zauberwort. Natürlich kann ich nur aus eigener Erfahrung berichten. In den multikulturellen Teams, deren Mitglied ich sein durfte, haben Moslems und Juden an den christlichen Feiertagen gearbeitet, damit die Kollegen zu ihren Familien fahren konnten, und im Gegenzug haben die anderen Kollegen dann übernommen, wenn bei uns größere Feiertage anstanden.

Anders ist es naturgemäß in Israel. Dort ist der siebte Tag der Schabbat, der Sonntag ist also demnach der erste Arbeitstag, quasi der Montag. Es fällt somit leichter, in diesem Rhythmus zu leben, der in Europa – dem Christentum sei Dank – um einen Tag verschoben ist. Weitere Schwierigkeiten sind hier in Deutschland auch die verbotenen Sonntagsöffnungszeiten. Der Samstag fällt zum Einkauf komplett raus. Sonntags ist nichts zu machen, obwohl man da mehr als genug Zeit hätte. Und wer stürzt sich schon freiwillig in die wenigen Sonntagsöffnungstage? Ein schönes Schabbatexperiment hat Lana im vergangenen Jahr gemacht, nachzulesen auf ihrem Blog mit allerlei anderen schönen Geschichten, die bald als Buch erscheinen.

Ich hoffe, die Frage ist so einigermaßen beantwortet. Sollen Sie Fragen haben, schreiben Sie gern. In diesem Sinne, Schawua Tow, eine gute Woche Ihnen und Euch. Danke für Eure Zeit.

Haben Juden einen Sonderstatus, da sie am Schabbat nicht arbeiten dürfen?
Description: Detail of a page: miniature of the Shabbat kallah (Shabbat bride or Shabbat Queen), a symbolic representation of the Shabbat, at the order of the services for Shabbat. A young lady on horseback is coming out of a castle escorted by her entourage.
Origin: Italy, N. (Reggio nell’Emilia), This image identified by the The British Library, is free of known copyright restrictions

 

Ein Kommentar

  1. Christian Rohde Christian Rohde

    Zum Bericht – Haben Juden einen Sonderstatus, da sie am Schabbat nicht arbeiten dürfen? – Shalom, ich bin durch Zufall auf Ihren Artikel gestoßen. Ich war auf der Suche nach einer Lösung für mein Problem, wärend ich mich gedanklich beschäftige und im Internet nach Inspiration suche. Ich bin Christ, meine Ur-Großeltern waren schon sehr gläubig. Wir halten den Schabbat. Leider wird es immer schwerer den Schabbat zu halten. Ich bin Handwerker im Metallgewerk. viele Firmen arbeiten in den Samstag hinein. Als Arbeitnehmer muß ich geschickt verhandeln und wie sie schon erwähnt haben auf Kulanz hoffen. Als Schabbat treuer Christ heißt es standhaft bleiben. Job technisch nicht viel Luft. Arbeitskollegen wundern sich das ein Deutscher den Schabbat hält. Entweder wird man Juden gehalten oder man erlebt eine Irritation die einem entgegenkommt weil Christen kein Schabbat feiern. Wenn dann noch hinzukommt, daß man Schweinefleisch ablehnt, hat man ganz verloren. Wie auch immer meine Großeltern mußten sich in ihrer Zeit schon durchschlagen, und ich muß es heute auch. Ich wüsste nicht, in welchem Beruf ich nicht am Samstag arbeiten muß, – so weit ist es schon! – Ich versuche mich immer so zu geben das ich nicht so wirke als würde ich am Samstag eine „Extra Wurst“ erwarten. Es ist anstrengend. Nun habe ich meine Arbeit verloren. Der Grund waren meine schlechten Dänisch Sprachkenntnisse. Dabei ist es klar das nach drei Monaten intensiven Üben kein perfektes Dänisch zu erwarten ist. Nun sind Deutsche überall nicht besonders beliebt. Manchmal frage ich mich wer mehr gehaßt wird, Deutsche, Juden oder Armenier.
    – Es ist die Welt, die alles bekämpft was sie Ihr nicht unterwirft. – Mein neuer Arbeitsplatz ist wieder in Dänemark. Meine ehemalige Chefin hat bei der neuen Firma ein gutes Wort eingelegt weil sie mit meiner Arbeit zufrieden war. Insgeheim hat sie Ihre Entscheidung verurteilt aber der einzelne zählt nicht. Wirklich Zufriedenheit verspüre ich jedoch nicht. Ich werde eingestellt, – aber nur Nachtschicht. Es ist vorteilhaft das ich zu Hause bin, wenn die Kinder zu Hause bin, als Alleinerziehender Vater von drei Kindern ist das wichtig. Frühschicht wäre aber gesünder. Nun sieht es so aus das ich in den Schabbat reinarbeiten muß. Erstmal muß ich bis Freitag die Konditionen abwarten, und dann stellt sich die Frage ob ich ablehnen muß oder nicht. Traurig – Zu Zeiten meiner Ausbildung, war die Samstags Arbeit noch nicht so verbreitet, deshalb habe ich mir damals auch keine Gedanken gemacht. Ich bin 77 Bj. Meine Tochter möchte gern Tierärztin werden. Auch dafür suche ich eine Lösung. Wenn wir nur Berufe ausüben an denen man Samstags frei hat und Freitags schon Schabbat Anfang einleiten kann, – wer soll dann die wichtigen Dinge erledigen die Beansprucht werden? Es ist auch nicht erlaubt andere am Schabbat arbeiten zu lassen. Deshalb kann auch kein Moslem , kein Katholik oder Heide meine Arbeit am Ruhetag weiterführen. Die gesamte Schöpfung soll ruhen!

    MfG Christian Rohde

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