Nachtrag im April 2019: Das Buch wurde von der Jury „Das politische Buch“ der Friedrich-Ebert-Stiftung zu einem der fünf wichtigsten politischen Sachbücher 2019 gekürt. Welche Ehre.
Ende letzten Jahres eine E-Mail: Hätten Sie Lust und Zeit für ein Buch? Unterzeichnet: Stefan Ulrich Meyer, Programmleitung Sachbuch, Verlagsgruppe Droemer Knaur. Was antwortet man da? So eine Gelegenheit…ich war lange sprachlos. Ich sagte zu und es wurde der Grund, warum ich einige Zeit so still war.
Die Zeit war knapp, das Ziel irgendwie ungewiss. Ein Buch über den alltäglichen Antisemitismus also. Ein zu großes Thema für zu wenige Seiten, überhaupt ein zu großes Thema. Wo sollte ich einen Anfang finden?Ich sprach mit Freunden über ihre Erfahrungen, nicht nur mit jüdischen Freunden und fügte alles zusammen zu „kleinen Geschichten vom Antisemitismus“ wie ich es für mich nannte. In den Gesprächen hörte ich viel, nicht alles kam in das Buch, doch alles traf mich sehr. Fehlende Empathie, Hass und Antisemitismus ist nicht nur über alle politischen Ausrichtungen, alle Bildungsstufen zu finden. Er beginnt schon früh, schon vor der Schule muss er erlebt werden.
Womit ich allerdings nicht rechnete, es fiel mir schwer, nicht das schreiben, sondern all das in mir zu tragen. Es tat etwas mit mir, nur über dieses eine Thema zu schreiben. Es machte mich schwer und trüb und resignierend und gleichzeitig schienen sich um mich herum die Dinge zu überstürzen. Sollte ich die neuen Übergriffe mit aufnehmen? Wo findet man ein Ende? Und werde ich dem Vertrauen gerecht, das mir von diesen wunderbaren Menschen geschenkt wurde?
Und gleichzeitig hatte ich Glück, und ich nenne es Glück. Ich hatte mit Stefan Ulrich Meyer meinen Lektor, der mir Freiraum aber auch Richtung gab und meine Berliner Lektorin Nadine Lipp fand für mich die Struktur, die ich suchte in all den Geschichten. Ich lernte viel, viel mehr als ich dachte über das Schreiben und auch über mich. Oft habe ich geflucht und geschimpft doch das Arbeiten mit ihr versöhnte mich letztlich mit allem. Es ist geschafft und nun schon einen Monat früher erschienen als geplant. Ein seltsames Gefühl, das wohl noch nicht recht bei angekommen ist bei mir.
Von meiner Freundin B. erfuhr ich, dass sie schon eines gestern beim Händler abholen konnte, Zeit also, darüber zu schreiben, dass ich schrieb und das der Grund war, warum ich still war. Die Texte sind anders als die hier auf den Seiten. Sachbuch ist eben doch etwas anderes.
Die Bücher gibt es am besten im Buchladen in der Nähe oder vielleicht auch direkt beim Verlag und auch in Amazonien.
Wegen des Büchleins darf in den kommenden Monaten ziemlich herumkommen und freue mich, den einen oder die andere auch real zu sehen. Falls es keine Termine in der Nähe gibt, freue ich mich auch über Vorschläge. Anfragen für Lesungen bitte über meinen Verlag, die haben eine bessere Übersicht über meine Termine. Ich bin da ziemlich schusselig.
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