Buchbetrachtung: Michel Houellebecq – Unterwerfung
7 Antworten
Meiner Meinung nach, spricht Houellebecq nicht über den Islam. Da ist es wie bei »Elementarteilchen« (ich meine das Buch) das ich als große Abrechnung mit den »Jugendideologien« der Nachkriegszeit (u.a. den »68ern«, New Age) verstanden habe und von daher als recht moralisch empfand, auch wenn der Inhalt »unmoralisch« daherkam. Ist bei »Unterwerfung« ähnlich. Es liegt nahe, dass sich viele am Islam abarbeiten, dabei wird er hier nicht sonderlich negativ dargestellt. Tatsächlich geht es doch um den Zustand des politischen Systems Frankreichs (Europas?) und der Passivität der meisten Bürger – würde ich sagen. Von daher ist das Buch in dieser Hinsicht von ein gewissen Aktualität.
Ja, ganz genau so ging es mir auch. Daher habe ich den Wind nicht als berechtigt gesehen, der gemacht wurde. Vielleicht ist es wieder ein Fall von vorauseilendem Gehorsam gewesen. „Oh da schreibt einer über den Islam, das muss ja negativ sein“. Ich denke, weder bei „Elementarteilchen“ noch bei „Unterwerfung“, dass es sich um große Literatur handelt. Es ist wie gesagt flüssig geschrieben – und schon dafür bin ich oft genug dankbar.
»keine große Literatur«: Und da widerspreche ich ;-)
Das interessiert mich jetzt. Sprachlich hat es mich nicht groß weg gehauen und wie gesagt, ich finde, dass er ein „typischer“ französischer Autor ist, was jetzt allerdings nicht negativ besetzt ist, im Gegenteil. Vielleicht habe ich schon zuviel gelesen?
Liebe Juna,
danke für Deine Zusammenfassung. Dieses Buch steht auch bei mir auf der Liste und rutscht mit jedem Tag ein Stückchen weiter unten, weil mich das Gerede um das Buch langweilt. Aber wenn es davon ab heißt, dass man es gern liest, rutscht es wieder nach oben.
:)Mal sehen, wann ich dazu komme, es zu lesen….
LG, Wera
»Elementarteilchen« habe ich mit Voltaires »Candide« verglichen, der liest sich ja ebenfalls recht leicht weg, weil er sprachlich genau die Mittel verwendet, die notwendig sind. Er beschreibt ja sogar die Naturalisten (in seinem aktuellen Buch), deren Schule und die damit verbundenen Autoren. Eine Poetisierung der Sprache würde ich genau von Houellebecq nicht erwarten. Kein ungeschicktes Spiel mit Intertextualität – wie ich finde.
ich kann nachvollziehen, dass man „Unterwerfung“ auch so lesen kann – klingt wie nette 3sat Fernsehunterhaltung. Für mich war es weniger das Attentat, dass mich auf Houellebecq wieder mal neugierig machte, sondern sein offenbar gutes Gespür für den Zeitgeist. Auf den Gedanken zu kommen, die mitteleuropäische Geschichte so fortzuschreiben, fand ich schon bemerkenswert. Und noch manch anderes, nachzulesen hier, wenn man noch Lust dazu hat: https://thomasbrasch.wordpr…
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