Über Religionen sprechen

Neulich sagte N., dass man zu selten zusammensitzt und nur über Religion spricht. Und ja, da an der Berliner U-Bahn-Station, als wir uns verabschiedeten, ging es mir gut. Hinter uns lag eine Stunde Gespräch Christentum, Islam, Judentum – es gab ein Oberthema. Und allein schon in der Vorbereitung lernte ich selbst so dazu und viel mehr von den Gesprächspartner:innen.

Seitdem denke ich darüber nach. So selten kommt man dazu. Alles scheint überschattet von Politik, die doch nichts mit Religion zu tun hat, diese im Zweifel vorschiebt. Das Gespräch hat mich lang begleitet, da es so wohltat. Die kürzlich veröffentlichte Predigt von Magdalena tat nicht weniger wohl – sie gab zu denken, viel auf den Weg. Und ich will nur danke dafür sagen. (Wer sich jetzt wundert, dass ich dankbar für eine christliche Predigt bin. Magdalena spricht von der Kraft, die die Tehillim, die Psalmen, hier konkret Psalm 16 geben können.)

Und gleichzeitig spüre ich, dass ich seit dem 7. Oktober, versuche weniger Halt, dafür Wissen zu finden. So regelmäßig wie nie höre ich die Beiträge der Central Synagogue New York oder von IKAR, weiter unregelmäßig aus dem Rabbi Sacks Archive, das weiter zuverlässig veröffentlicht. Dankbar bin nachträglich für Rabbiting on! aus Großbritannien oder jetzt neu Re-form vom Tablet Magazine. Oder die Religionen Sendung im DLF Kultur. Wofür ich dankbar bin und das ist weniger geplant, sind die Impulse, die ich oft zufällig in den Gesprächen mit Chajm und R. erhalte. Ich sehe förmlich, wie Chajm abwinkt. Aber Ihr wisst auch um den Mangel und das Gehirn braucht letztendlich Nahrung.

Ich schweife ab, wollte doch nur sagen, dass ich es vermisse, nur über Religion zu sprechen. Nicht weil man jemanden überzeugen will, sondern das Einfache: Wir machen das so und Ihr? Es ist so interessant und mitunter entdeckt man mehr Gemeinsamkeiten, als man je vermutete, ohne sich gleich zu machen. Kleine Reisen sind das für mich.

Immer wieder erstaunlich auch, wie anders doch die Auslegungen von alten jüdischen Schriften im Christentum sind. Darüber kann man wunderbar sprechen miteinander und das vermeintlich Selbstverständliche etwas aufbrechen. Nur wenn man die Perspektive anderer kennt, weiß man damit umzugehen und manchmal kann es völlig neue Sichten öffnen.

In solchen Gesprächen oder Vorträgen geht es nicht um Politik, geht es nicht um Hass oder wer meint, besser als die andere zu sein. Es sind wunderbare Entdeckungsreisen in andere Welten, die den Geist weiten. Das vermisse ich und bin dankbar, dass es Angebote gibt, das zu tun oder wenigstens zuzuhören und dankbarer für die Freund:innen, die das mit einem tun können. Ich freue mich, wenn N. in einem halben Jahr zurückkehrt und wie unser Gespräch weiterführen können.


Wer noch Tipps für gute Podcasts hat, ich freue mich darüber. Also gern in die Kommentare.


Bild: StockSnap von Pixabay


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2 Antworten

  1. Ich genieße das auch sehr. Seit einiger Zeit unterhalte ich mich mit einem strenggläubigen Paschtunen über Gott und die Welt, also auch über unsere jeweilige Religion. Sein Hardlinertum widerstrebt mir, ich versuche also, Gemeinsamkeiten zu finden und, davon ausgehend, ihm ein paar liberale Gedanken unterzujubeln. Nun ja, zumindest streiten wir nicht mehr, und ich nehme die Beschäftigung mit meiner eigenen Religion wieder etwas ernster.

  2. Religionen (Ersatz für Glauben)werden erst sterben wenn ihre Wahrheit erwiesen ist, (frei nach Oscar Wilde) Und bis dahin wird im Namen von Religionen viel Gutes und noch viel mehr Böses getan und es wird immer schlimmer.
    Ich persönlich wünschte mir eine humanistische Welt, dann gäbe es wenigstens nur noch Kriege um Ressourcen. Aber wen interessieren Rosis Wünsche?
    In der Bibel stehts ja geschrieben, es ist der Anfang der Endzeit, das muss also so sein. Und da ich von meiner ehemaligen Religionszugehörigkeit doch noch Gottesfurcht übrig habe, finde ich mich damit ab und schüttel nur den Kopf über die Radikalen, die Glaube an Gott mit Religion verwechseln

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