Maurice de Vlaminck im Museum Barberini

Ich kann mir keine Namen merken. Was ich mir aber sehr wohl merken kann, sind Bilder. Bilder, die Eindruck machten – und war es nur als Kind, die behalte ich in mir. Der Name ist auch nicht bedeutend, zu oft überdeckt er, was man sehen soll.

Am vergangenen Freitag eröffnete im Potsdamer Museum Barberini die Ausstellung Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne. Der Name sagte mir nichts, doch die ersten Bilder schon weckten Erinnerungen. Farbkräftige Erinnerungen, farbgewaltig ist wohl das passende Wort.

Gemeinsam mit dem Von der Heydt-Museum, Wuppertal trug man 73 Arbeiten Vlamincks zusammen. Nach eigenen Aussagen mit Schwerpunkt Fauvismus, also Wildheit. Einer Phase, die nur sehr kurz dauerte und von Kubismus – in dem sich Vlaminck ebenso versuchte – abgelöst. Meinem Eindruck nach, ist die Fokussierung auf Fauvismus dem gezeigten Werk, nicht dienlich. Zu anders und facettenreich die Arbeiten. Ausgewogen wird ein Überblick über das Gesamtwerk des autodidaktischen Franzosen präsentiert, das sich durchaus sehr unterscheidet – und nicht immer von starken Farben geprägt ist. Es ist eine Freude, sein Versuchen, Austesten zu beobachten und auch seine Inspiration wie u.a. Cezanne wieder zu erkennen, und vor allem und immer wieder seine provokante Verweigerung, sich anzupassen, unterzuordnen. Seine nach eigenen Aussagen Anarchie in der Kunst. Um nichts scherte er sich, unterwarf sich nicht den Galeristen oder vorgegeben Bildkompositonen.

Ich verliebte mich etwas in diese Dame.

Einzelne wenige Porträts unterbrechen die Auswahl mit Stillleben, die er vornehmlich in den Wintermonaten malte. Auch hier wieder ein versuchen, probieren, austesten. Eine Freiheit, die ich heute oft vermisse. Und etwas, was mir selten geschieht: Ein immer wieder aufsteigendes Ah und Oh. Dreht man sich um, das kleine Bild der Straßenszene, aus dem die Laterne so leuchtet, dass man meinen möge, das Bild sei von hinten beleuchtet, die gemalte Laterne wirklich mit einem realen Licht ausgestattet oder der Raum, in den die Himmel der Arbeiten im Mittelpunkt stehen. Kaum sah ich je Himmel dieser Art. Man wird hineingezogen, gefesselt – und erkennt auch gleich wieder die bekannten Heuschober anderer Impressionisten.

Der Fluss, meist die Seine, taucht immer wieder ganz unterschiedlich auf. Hier sehr blau.

Dem offenbar speziellen Wesen Vlamincks folgend, entschied man, ihn auch in Texten groß in einem Raum zu zitieren. Eine schöne Idee, sich ihm als Person und nicht nur als Maler zu nähern. Musikerkind, Radrennfahrer, Mechaniker und Maler sagt von sich selbst, er sei eigentlich Anarchist, doch das Werfen von Bomben brächte ihn nur ins Gefängnis, so also die Kunst. Und ja, zum Glück die Kunst. Diese Ausstellung ist eine Freude – vor allem für die kommenden Wintertage wird sie helfen, hindurch zu kommen.

Dazu sollte man sich auf den Weg nach Potsdam machen bis zum 12. Januar 2025 oder ab 16. Februar bis 18. Mai 2025 ins Von der Heydt-Museums, Wuppertal.

Der Katalog

Leider muss ich diesem Fall (leider) vom Kauf des Katalogs abraten. Solch schlecht gedruckten Band sah ich bisher nur, wenn sich die Häuser keinen guten Verlag leisten konnten – was beim Barberini sicher nicht der Fall ist. Auch ist der Verlag ein renommierter. Dennoch, die Farben sind schlammig und dumpf und werden dem Werk alles andere als gerecht. Das ist sehr bedauerlich und es steht zu hoffen, dass das noch einmal überarbeitet wird. Dass er so in den Verkauf kam, hat mich doch erstaunt


Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne
14. September 2024 – 12. Januar 2025 Museum Barberini Potsdam
16. Februar 2025 – 18. Mai 2025 Von der Heydt-Museum, Wuppertal
Eintritt Potsdam: 16 Euro, erm. 10 Euro, ICOM-Karten akzeptiert


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