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Am letzten Tag des Jahres

Früher, als ich noch einen Hund hatte, verbrachte ich den letzten Tag des Jahres mit ihm im Tierpark Berlin. An diesem Tag eine gute Möglichkeit nicht nur wenige Menschen sehen zu müssen, sondern vor allem in ausreichendem Abstand vom Knallen und Böllern zu sein. Für Stadttiere und -menschen wie mich essentiell.

Ein normales Gassigehen war spätestens am 31. Dezember auch am Morgen nicht mehr möglich. Nicht nur der Hund war schreckhaft und hasste den Lärm. Deshalb gingen wir in den Tierpark irgendwann – jedes Jahr am 31. Dezember. Auch als er schon taub war, behielten wir die Tradition bei. Es ist schön am letzten Tag des Jahres im Tierpark, wenn fast nur noch Hundemenschen mit ihren Lieben da sind, wenn sich die Tiere des Parks die Menschen neugierig betrachten, wenn sie die Dinge umkehren und wenn der Lärm und die Welt weit weg ist. Nach vielen Kilometern Wanderung ist man ausreichend müde. In einem Jahr auch nass und kalt vom vielen Schnee – aber zufrieden. Was kann man sich mehr wünschen als einen zufriedenen Tag? Als der Hund nicht mehr war, versuchte ich, die Tradition weiterzuführen. Es gelang nicht. Schade. Als ich heute raus ging, um noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen und die Stadt zurzeit so still schien wie damals im Tierpark, musste ich wieder daran denken. Vielleicht sollte ich doch wieder damit beginnen, auch ohne Hund. Dabei ist es jetzt am Tag ganz schön, so wie es ist gerade. Ohne Schrecken für Hund und Mensch. Der beginnt erst später am Abend.

Heute Nacht werde ich aus dem Fenster sehen und nichts wird geblieben sein vom Böllerverbot, wie es auch im letzten Jahr war. Den Hund gibt es schon lange nicht mehr. Und morgen, morgen kehren wir den Müll weg und alles wird werden wie es war.

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