Es ist verhältnismäßig viel, was man erfährt an diesem Ort. Die Alemania Judaica informiert über die Geschichte, über die guten Zeiten und die schlechten. Die Schändungen vor und nach dem „Dritten Reich“. Man taucht weiter. Erfährt von der jüdischen Gemeinde Floß, die heute nicht mehr existiert, wohl aber ihre Synagoge, die heute ein Mal jährlich von einer Nachbargemeinde genutzt wird… was ist geblieben? Die Steine, immer wieder die Steine. Diese wurden ab 2006 dokumentiert. Ein Versuch, Namen und Bilder zu erhalten, die zur Geschichte der Region gehörten.
Der gute Ort von Floß

5 Antworten
Am Gräberverzeichnis war offenbar niemand beteiligt, der Hebräisch lesen konnte – man hat die einsprachigen Steine einfach nicht inventarisiert und statt dessen »Hebräisch« eingetragen… Das ist doch recht schade, gerade weil wir über einen jüdischen Friedhof sprechen.
Jüdische Friedhöfe als sichtbare Zeugnisse von (langer) Anwesenheit, aber auch als Überreste eines selbstverständlichen, friedlichen Miteinanders: das scheinen mir hierbei zwei wichtige Themen zu sein.
Aus den böhmischen Kronländern der Habsburgermonarchie, in denen nationalistische Scharfmacher im späten 19. Jahrhundert zum „Kulturstreit“ zwischen deutsch- und tschechischsprachigen Böhmen aufhetzten, ist dazu eine schöne Geschichte überliefert. Politische Vertreter beider Seiten fragten einen Rabbiner, welcher der beiden Seiten sich die Juden in den böhmischen Ländern zuwenden wollten. Daraufhin ging der Rabbiner mit ihnen zu einem jüdischen Friedhof, zeigte ihnen die dortigen Grabsteine und erklärte: „Wir Juden waren schon immer hier, wie ihr seht. Zeigt mir doch mal die Gräber eurer Vorfahren, die auch so weit in die Geschichte zurückreichen.“ Daraufhin sollen die nationalistischen Streithähne betreten von dannen gezogen sein.
Diese Geschichte macht deutlich, warum extremistische Hetzer und Brandstifter damals und heute ein Problem mit jüdischen Friedhöfen haben. Und gleichzeitig beunruhigt es, wie aktuell, salon- und mehrheitsfähig die rechte Hetze in diesem Land nun wieder geworden ist.
Ja, das ist auch so ein Gedanke gewesen…Danke für die Geschichte.
Ja, es scheint mir auch eher eine Privatinitiative zu sein, immerhin. Am Anfang stand ja auch, dass man sich mit Übersetzungen gern zur Verfügung stellen könne…Vielleicht findet sich ja mal jemand, der das wieder aufnimmt. Aber München ist eben weit. Ich wüsste sonst nur die Gemeinde in Weiden, die den Friedhof ja auch mal irgendwann mitnutzten.
Gräber werden heute oft schon nach 15 Jahren aufgelöst, früher mag das Grabnutzungsrecht länger gewesen sein. Ja, und deshalb kann man nur schwer christliche, atheistische, germanische und was auch immer Gräber vorzeigen.
Schreibe einen Kommentar