Donnerstag, Ausstellungstag. Gestern also ins Bodemuseum zur Ausstellung: „Ein Gott – Abrahams Erben am Nil. Juden Christen und Muslime in Ägypten von der Antike bis zum Mittelalter“
Ich hatte soweit noch gar nichts von der Ausstellung gehört, was wundern macht, da sie schon weit über einen Monat lief und doch eigentlich ein Herzensthema von mir berührt. Dies ist also mal eine andere Ausstellungsbetrachtung, eine auch aus jüdischer Sicht.
Leider muss ich gleich vorweg nehmen, es war eine Enttäuschung. Die Gestaltung ohne Frage im Design gelungen. Das Hintergrundmotiv des Plakats dekoriert den Eingang. Man wird gut geleitet bis zum Beginn, dann wird es verwirrend.
Zunächst geht man in den Keller wird empfangen von einer Karte Ägyptens mit den verschiedenen Gottheiten im Zentrum. Um diese Karte gruppiert, diverse Objekte von Gottheiten. Dies ist der Beginn der Ausstellung. Ich kann mir vorstellen, dass es für jemanden, der nicht nach all diesem „antiken Krempel“ lechzt wie ich, enttäuschend ist. Es scheint, man wollte hier Raum füllen, man hätte es sich sparen sollen und eine ordentliche Einführung im eigentlichen Ausstellungsraum machen sollen.
Dann also wieder hoch, durch eine Tür, durch die ich nicht gegangen wäre, da sie derart geschlossen und ohne Hinweis war, dass ich vorbei gegangen wäre. Klein an der Tür, der Hinweis, dass die Ausstellung unten begänne. Nun also rein, empfangen von einem Pfeil, der den Besucher anweist, in die gewollte Richtung zu gehen. Warum, erschließt sich mir im Nachhinein nicht. Gibt es doch keinen Ablauf, der aufeinander aufbauen würde und so wäre es schlicht egal, in welche Richtung man gänge.
Links sind diverse Tafeln zu den Konflikten, wer gegen wen, durch die Jahrhunderte, angebracht. Recht beliebig ausgewählt – ohne jegliche Hintergrundinformationen. Wir beginnen mit einem Konflikt der Römer mit den Juden, in dem die Römer im Jahr 73 gegen die Juden irgendwo in Ägypten vorgingen. Ich war verwirrt. Kein Hinweis auf das, was drei Jahre zuvor als dramatischstes Ereignis in der Geschichte des Judentums passierte. Ähnlich sah es mit den anderen Konflikten aus. Man bezog sich (natürlich) nur auf das Ägyptische Areal – dennoch wären grundsätzliche Einführungen von Nöten gewesen.
Nun folgen wir diversen Themen. Was haben Juden, Christen und Muslime gemeinsam? Als Jude finde ich es etwas bedenklich, nicht zu sagen, dass sich die beiden (Nachfolge-)religionen Christentum und Islam beim Judentum bedient haben, aus ihm hervorgegangen waren. Das mag jüdische Eitelkeit sein, dennoch denke ich, dass hier ein falsches Bild vermittelt wird. Auch hätte man die Gemeinsamkeiten von Judentum und Islam sehr viel besser herausarbeiten können.
Die Ausstellung spricht vom Beten selbst, zu den Gebetsgebäuden, zum Alltag miteinander, zu Totenritualen, zum Mönchswesen. Ich kann mich nicht dagegen erwehren, immer mehr den Eindruck zu bekommen, dass man lediglich zeigt, nicht erzählt. Eine Objektsammlung, die einzelnen Themengruppen zugeordnet wurde, das trifft es wohl am besten. Einzelne Objekte wurden als Highlight gekennzeichnet. Eine Freude der Kuratoren, wie es scheint.
Die Vitrine „Wasser“ zeigt u.a. sehr willkürlich ausgewählte Zitate aus den einzelnen Schriften zum Thema. Drei Zitate, die außer das Wort „Wasser“ nichts gemein haben. Man kann sich nicht erwehren zu denken, hier hat jemand eine Suchmaschine bemüht, sich selbst allerdings nicht.
Ich ärgere mich mehr und mehr über Dinge, die falsch sind – oder einfach weggelassen wurde. Der Höhepunkt ist spätestens erreicht, als man den Aufbau einer Synagoge beschreibt. Hier wird mit falschen Wörtern hantiert und ich frage mich ernsthaft, ob man nicht einfach mal den Gang über die Spree hätte tun können, und die, die sich damit auskennen, hätte fragen sollen, ob sie nochmal rüber schauen. Wenn das schon nicht gänge, so hätte es auch gereicht, einen Blick in Wikipedia zu werfen, um wenigsten die richtigen Wörter zu nutzen.
Weiterhin störend ist die katastrophale Ausleuchtung. Der Inhalt und die Beschreibung in den Flachvitrinen wird vom eigenen Schatten verdunkelt, man kann weder die (z.T. großartigen) Objekte genau betrachten, noch die Texte lesen. Jeder einfache Galerist würde es nicht wagen, seine Künstler so zu präsentieren. Hier geht es offensichtlich. Man verliert die Lust, alles in Ruhe anzusehen, da man immer damit beschäftigt ist, aus dem Licht zu gehen und in seltsamen Winkeln zum Objekt, dieses in Augenschein zu nehmen.
Ich bin verärgert und enttäuscht. Die Ausstellung war eine Chance, eine spannende. Diese Chance wurde nicht genutzt. Fragen zum Heute wurden nicht gestellt. Oder andere (schwierige?) Fragen der Beschneidung z.B. findet man nicht. Es ist eine weichgespülte Ausstellung, ohne Aussagen.
Da hilft auch nicht, das Modell des „House of One„, das quasi mitten in der Ausstellung, an der Vertiefungsstation mit Werbematerial ausgestellt ist. Vielleicht ist das noch das beste Statement. Ich weiß es nicht. Dennoch hätte man hier, in diesem leeren Bereich, der sonst ohne Funktion war, noch ein paar Fragestellungen aufwerfen können. Ich vermute aber, man wollte es bewusst umgehen.
Der Katalog hingegen wartet mit wesentlich mehr Abbildungen und vermutlich auch mehr Hintergrundinformationen auf. Nur hatte ich darauf nun auch keine Lust mehr.
P.S. Ein Gutes hat es allerdings doch. Ich erwarb im Museumsladen wieder ein kleines Büchlein, dass Freude zu versprechen scheint. Darüber werde ich nach der Lektüre schreiben. Ich freu mich drauf.
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