Haus Lemke – Mies van der Rohe in Lichtenberg

Es gibt Orte, an denen fühlt man sich wohl. Manchmal auch, ohne zu wissen, warum. Das „Haus Lemke“ ist so ein Ort. Schon lange stand es auf meiner Liste, aber wie das so ist, wenn man in der selben Stadt wohnt, schiebt man es immer weiter, verpasst Ausstellungen und rutscht in Renovierungen – was auch immer. Ich habe es geschafft und nicht bereut.

Es ist ein kleiner Ort in Berlin-Lichtenberg, dem kommunalen Museum angegliedert. Das ehemalige Wohnhaus der Familie Lemke, das sie bis 1945 bewohnten, dient heute als Ort der Kunst. Derzeit und noch bis 17. August mit der Ausstellung „Max Bill und die Wirkungskraft der Bauhaus-Ideen„. Sehr komfortabel: Man kann schon vorher einen Einblick bekommen:

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Übrigens, der Kanal des Mies van der Rohe Hauses lohnt sich auch sonst. Toll, dass sich eine bezirkliche Einrichtung so etwas leisten kann. Auf Max Bill bzw. die Ausstellung will nicht eingehen. Es ist der Raum, das Haus an sich, das mich begeisterte.

Ich mag klare, einfache Architektur ohne Schnickschnack. Bleiben Sie mir weg mit Stuck und Flügeltüren. Alles knarrt unheizbar und ach. Bauhaus oder daran angelehnt, klug durchdachte Räume in bestechender Einfachheit. Kurz: Traumhaus.

Das einfache Haus des Ehepaares Lemke, dass sie sich 1933 von Mies van der Rohe errichten ließen, hat nur wenige funktionale, zum Garten hin offene Räume und diente nach 1945 als Vieles, bis es zum Glück 1977 unter Denkmalschutz gestellt wurde und dann auf öffentlichen Druck nach 1989 hin, wie soll es anders sein, in kommunale Trägerschaft kam. Inzwischen ist es saniert und vor allem wieder in den Zustand zurückversetzt worden, den es einst hatte. Anders als das Cobusier-Haus am Genfer See ist hier allerdings nicht wohnen das Thema, sondern Kunst.

Der große Garten lädt zum sitzen und wirken lassen ein. Viel mehr braucht man nicht, brauchte ich nicht. An diesem Tag zwischen Sonne und Regenschauern entfaltete das Haus so seine für mich wichtige Wirkung: Ruhe.

Dazu beigetragen hat sicher auch der überaus nette, aufmerksame und vor allem unaufdringliche Mitarbeiter für die Wochenenden. Beim Warten aufs Regenende konnten Gespräche über Architektur, Gartengestaltungen und andere Häuser geführt werden.
Der Ort, klein und abseits jeglicher Touristenrouten zieht zudem ein internationales Publikum an und ist alles andere als überlaufen – und das bei freiem Eintritt.

Die träumerische und völlig abwegige Frage, welches Haus dem am nächsten käme, das ich mir bauen würde, wenn es nicht so absurd außer Reichweite wäre: Das Mies van der Rohe Haus in Lichtenberg ist dem Ideal sehr nah – wenn nicht sogar das Ideal.

Mies van der Rohe Haus
Oberseestraße 60
13053 Berlin
www.miesvanderrohehaus.de

Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag 11-17 Uhr (auch an Feiertagen)
Eintritt frei


Foto: Blick aus dem ehem. Herrenzimmer auf die Terrasse. Juna Grossmann, 2025

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