Die Einsamkeit der israelischen Museen

Irgendwie war doch Zeit. Die Pause Seinlassen und das Angebot der deutschen ICOM (International Council of Museums) annehmen: Ein Treffen der Leiterin ICOM Israel. Ich hatte keine Erwartungen – doch dieser Termin ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

”Ich dachte, wir wären Teil der westlichen Welt.
Ich habe mich geirrt.”

Raz Samira, ICOM Israel

Nicht nur Raz Samira vom Muza-Erez Israel Museum Tel Aviv war dabei. Vielleicht noch beeindruckender war der Beitrag von Gilad Levian vom Museum für Islamic Art in Jerusalem. Die Bedeutung dieses kleinen Hauses kann man gerade in diesen Zeiten nicht hoch genug schätzen. Und sieht man Gilads Augen, wenn er über islamische Kunst spricht, wie sehr er Wert darauf legt, dass es so wichtig sei, zu differenzieren und die Schönheit einer Kultur gerade jetzt zu sehen und sie dem Grauen entgegenzusetzen. Doch irgendwie war das eigentliche Museum nicht relevant. Das, was mich nicht mehr verließ, war, was die beiden erzählen, wie sich ihre Arbeit und natürlich das Leben nach dem 7. Oktober veränderte.

Auf den ersten Blick und im Land selbst: Personal wird in die Armee eingezogen, gerade das Wachpersonal, die Arbeit wird ins Homeoffice verlegt. Die Menschen haben andere Dinge im Kopf, Angehörige wurden ermordet oder entführt. Als Direktor schien Gilad vor allem das Wohlergehen seiner Mitarbeitenden im Kopf zu haben. Auf den zweiten Blick betrifft es die Welt: Internationale Kooperationen wurden aufgekündigt, Ausstellungen abgesagt, kurz oft genug der Kontakt abgebrochen. Wie soll ein Museum so arbeiten??? Raz Samira betonte zwar, dass es aus Deutschland und ich meine noch Italien, Solidaritätsadressen aus der Museumsbranche gab. Doch daraus machen sich keine Ausstellungen allein. Das Gefühl fallen gelassen zu werden, war groß – und alles andere als unbegründet. Denn so ist es:


Die Welt ließ sie fallen.


Ich fragte, was wir tun könnten. Es ginge nicht um Geld – obwohl die Situation für die meisten Museen dramatisch ist. Eintritte fehlen. Es sei nicht so, dass Gäste ausblieben. Doch wenn man nur noch so viele Menschen einlassen darf, wie in die museumseigenen Schutzräume passen, beschränkt es die Möglichkeit für Einnahmen enorm. Zudem, Lektion 1 der Besucherbindung: Sonderausstellungen. Nur kann man diese in den seltensten Fällen aus eigenen Beständen machen bzw. sind die personellen Kapazitäten selten vorhanden. Im Museumsluxusland Deutschland kaum vorstellbar, dass sich Häuser selbst, mit kaum staatlicher Unterstützung, selbst durchbringen müssen und dennoch hervorragende Arbeit leisten. Diese wenige Unterstützung wurde nun noch weiter gekürzt. In Zeiten wie diesen scheint es keine Notwendigkeit für Kunst und Kultur zu geben. Oder gerade doch.

Mir ging das alles nicht aus dem Kopf und so ergriff ich die Gelegenheit, als Max Böhnel, Journalist, sagte, dass er demnächst in Israel sein, ihn um einen Beitrag dazu zu bitten. Es ist so viel besser, direkt mit den Menschen zu sprechen, als über das Telefon, wie ich es ursprünglich dachte. Er sprach mit Raz und mit Gilad und mehr. Ein Bericht, den ich zu hören sehr ans Herz lege.

Und weiter, was können wir nun tun? Besucht die Museen, wenn Ihr in Israel seid. Schreibt und sprecht über sie, macht sie bekannt und wenn Ihr selbst Museumsmenschen seid: Kooperiert, kooperiert, kooperiert, lasst sie nicht allein. Wovor habt Ihr Angst?

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