„We’ve lost so much. Let’s not loose our damn minds“ sagte Rabbi Sharon Brouse am 14. Oktober. Wie soll man nicht seinen Verstand verlieren? Ich weiß es nicht.. Ein Versuch des Sammelns, was mich beisammen hält, in einer Welt in der Nichts mehr ist, wie es war. Nichts wird mehr so sein. Und doch…
Was kann man tun, nicht zu verzweifeln, zu verbittern, nicht unterzugehen in Angst und Trauer und Wut? Wut ist gut, lernte ich – Wut lässt und Dinge tun, Traurigkeit hält uns zurück.
Ich kann mir meiner Gedanken bewusst sein. Ich kann mir bewusst sagen, dass ich mich nicht hineinziehen lasse in einfache Antworten, die es nicht gibt. Ich kann dafür sorgen, weniger Bilder zu sehen, die mich belasten. Das ist schwer, will ich einigermaßen beisammen bleiben, kann ich niemanden brauchen, der das Leid anderer Menschen für Followerklicks benutzt.
Ich kann versuchen, Antworten für mich zu finden. Wie sind Menschen mit diesen Katastrophen umgegangen? Am Israel, das Volk Israel durchlebte wieder und wieder Massaker, Pogrome, Genozide – und überlebte. Es wird es auch dieses Mal. Wunden werden heilen, sie werden vernarben und wund sein für lang. Doch aus Wunden kann auch Kraft erwachsen. Das hoffe ich, hoffe ich für die Menschen, die nicht hassen wollen. Vielleicht auch lebt es sich am Ende besser damit, Illusionen aufzugeben, Illusionen von einem „normalen“ Leben jüdischer Menschen auf diesem Planeten. Illusionen aufgeben, nicht Hoffnungen. Hoffnung muss bleiben.
Ich weigere mich, Populismus anheimzufallen. Ich fokussiere mich auf Gruppen, die nicht entweder oder sagen, sondern auf jene, die sich der Wunden bewusst sind, aber auch die Schmerzen anderer sehen können. Menschen fühlen den Schmerz gleich. Es liegt an uns, was wir daraus machen. Die Gedanken auf die Paraschot, die Wochenabschnitte lenken und lernen, das hilft. Und doch bin ich ein gespaltener Mensch. Der eine für das draußen. Für die Welt, den Alltag, der keinen Schmerz erlaubt, ihn nicht sehen will, nicht die Angst und Trauer, die Welt, die sich weiter dreht und merklich müde wird des Themas. Und dann der jüdische Mensch in dieser Welt. Zwei Menschen, draußen und drinnen. Wie lange halte ich das durch? Not to loose my damn mind?
Ich bin dankbar für die Meditationen der Central Synagogue NYC und all die anderen Onlineangebote von US-Gemeinden, in denen ich mich mehr zu Hause fühle. Not to loose my damn mind.
Ich bin dankbar für die Menschen, mit denen ich einfach nur still sein kann. Die nichts erwarten. Ich bin dankbar für ein Zuhause, in dem ich ich sein kann – und das ist in diesen Tagen nicht einfach das mit mir sein, mit dem Menschen, der da draußen nicht ist. Not to loose my damn mind.
Ich bin froh um all das Wissen, die Erfahrungen, die wir in den Schriften finden. Auch wenn sich jeder Schmerz neu und groß und einmalig anfühlt. Er ist es nicht. Wir können lernen, sollen lernen aus dem, was geschah. Leben nicht vergessen, Juna, leben. Und die, die hassen, nicht gewinnen lassen.
We’ve lost so much. Let’s not loose our damn minds.
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