Gestern Abend, einen Tag vor Eröffnung, durften einige Twitterer und Blogger schon einen Blick in die Ausstellung „Haut/ab“ werfen.
Die Ausstellung betont, die Debatte nicht wieder aufgreifen zu wollen. Ich war zunächst etwas kritisch, denke aber, es ist gelungen. In drei Räumen wird zunächst eine allgemeine Einführung zur Beschneidung gegeben, die keineswegs nur eine jüdisch/muslimische Angelegenheit ist.
An ausgewählten Objekten wird daraufhin eine Einführung zur Beschneidung im Judentum gegeben, bis zum modernen Beschneidungsset aus einem Krankenhaus in Israel.
Man beginnt also mit einem Überblick in welchen Ländern Beschneidung wie verbreitet ist, man wird begrüßt von verschiedenen Skulpturen, davon nur eine unbeschnitten. Gerade diese zu finden, hat sich laut Cilly Kugelmann als besondere Herausforderung dargestellt, da die Zeiten Nasen und Penisse nicht gut überstanden haben.
In ihrer Reduzierung überraschte mich die Ausstellung in der Tat, ganz besonders mit dem Wissen, was das JMB so alles zum Thema hätte. Kompliment also für den ersten Raum für die Zurückhaltung!
Auf einem großen Tisch, der sich durch alle drei Themenräume zieht, werden einzelne Objekte präsentiert. Von alten und neuen Beschneidungssets, Anleitungen zur Bescheidung zu ärztlichen Bescheinigungen. Die Wände werden durch Zitate und ein paar Fotografien begleitet. Dem Tisch folgend geht man vom Raum „Judentum“ zum Raum „Islam“. Dieser schien am gestrigen Abend
noch am unvollständigsten. Die „Beschneidungstracht“ der türkischen Jungen dürfte hierzulande hinlänglich bekannt sein. Spannung verspricht ein Schattenspiel, das angedeutet werden sollte. Es wird auch in einer Veranstaltung extra zu sehen sein.
Ganz anders zeigt sich der Raum zum Christentum. Die Thematisierung der Beschneidung Jesu, der Umgang mit dem Widerspruch bis hin zu Ritualmordlegenden, all das findet sich sehr zurückhaltend mit Gemälden, u.a. Peter Paul Rubens. Der Rassenwahn der Nationalsozialisten wird lediglich durch eine Ausgabe des „Stürmers“ gezeigt, der den Unsinn der Ritualmordlegenden wieder aufgriff.
Dennoch kommt man nicht herum, die vor drei Jahren stattfindende Debatte, die Gesetzesvorlagen und vor allem die Reaktionen aufzugreifen. All das findet man in einem Raum zum Abschluss, in dem man sich reichlich Zeit nehmen sollte, sich all das noch ein Mal zu vergegenwärtigen und vielleicht zu überdenken, was an allem wirkliche Sorge um die Gesundheit und was gern gefundenes Fressen für alte Vorurteile zu sein gewesen war.
Mich hat die Ausstellung angenehm überrascht und ich empfehle sie gern weiter. Ohne Emotion, ohne Debatten, einfach zur Information. Das will sie (hoffentlich) sein, und das ist sie geworden.
»Personalausweis«, Fotografie von Harley Swedler, New York, 2014 |
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