Ich bin sicher kein Fan von Rabbi Rothschild und dieser Minyan wäre nicht meins. Aber ich bin sehr dafür, daß jeder nach seiner Facon glücklich wird und bin auch sehr, sehr dafür, daß es mehr und mehr „nichtinstutionelle“ Synagogen gibt, wie es im Gemeindeblättchen so schön heisst. Das bedeutet aber auch, daß die Beter finanziell und sonstwie Engagenement und Verantwortung zeigen müssen. Dies können sie aber nur lernen in unabhängigen Minyanim, die ausserhalb der Einheitsgemeinde experimentell und eigenverantwortlich sich selbst übernehmen. Denn wenn die Gemeinde seit Jahrzehnten den Betern eine „Rundumversorgung“ anbietet, führt dies bei den meisten Menschen zu einer „nehmenden“ Stagnation. Einsatz, Engagement oder gar eigene Ideen sind im Packet „Einheitsgemeinde“ nicht enthalten. Sie werden nicht gefördert und sind eigentlich gar nicht gewünscht. Darum ist eigentlich der Weg ausserhalb der Institutionen der Weg für all diejenigen, die etwas anderes suchen als in den bürgerlichen, eingeschlafenen Minyanim der Einheitsgemeinde zu finden ist.
Ich kenne die Oranienburgerstrasse nur vom hören-sagen, aber was ist nun der Unterschied zwischen dem egalitären Minyan dort und dem Minyan in der Remise?
Nur die Musik – hier die getragene Kantoralmusik des 19. Jahrhunderts und dort Dixie? Oder „hebräisch only“ versus deutsch? Was gibt es sonst noch für Unterschiede?
Wie auch immer, ich hoffe, der Minyan wird die Hoffnungen seiner Beter erfüllen – und nicht nur dazu dienen, daß ein paar Leute ihre Bühne finden.