Super, jetzt ist meine sehr lange Antwort verschwunden. Eigentlich verantwortlich beantworten kann ich Deine Frage gar nicht, da mir das wissenschaftliche Wissen fehlt. Eine gute Darstellung aber finde ich im "Schnellkurs Judentum" von Monika Grübel und in der Broschüre "Judentum verstehen" Zum Protestantismus, Luther beabsichtigte ja zunächst den Rückkehr der Kirche vom Pomp und Ablasshandel zum wirklich wichtigen. Eigentlich löblich. Nur dass wir ihm die sogenannten Judensäue verdanken. Mit dem Protestantismus und den nicht zu bekehrenden Juden begann eine neue Welle des Hasses. Verständlich also, dass man diesem Mann auch etwas skeptisch gegenüber steht. Es ist eben nicht alles gut und böse… Ich bin überzeugt, dass ein heutiger Jude mit anständiger jüdischer Bildung (egal welcher Ausrichtung) auch vor 2.000 Jahren zurecht kommen würde. Wir haben zwar seit 70 u.Z. keinen Tempel mehr und bringen keine Opfer dar, andere Riten haben das ersetzt. Die Grundzüge, Feiertage etc. aber blieben erhalten. Wir wissen, was deren Ursprünge sind. Das Judentum wurde über die Jahrhunderte den jeweiligen Gegebenheiten angepasst und so geschieht es noch heute, von Generation zu Generation. Daher ist es wohl überlebensfähig. Wir können überall auf der Welt in einer Gemeinde zu Gast sein und sind immer zu hause, die Riten unterscheiden sich nicht. Die unterschiedlichen Strömungen bedingen zwar heftige Diskussionen (zwei Juden, drei Meinungen), aber letztlich sind wir alle miteinander verbunden. Es gibt keine Autorität konzentriert in einer Person, keine Dogmen. In vielem können wir freier aufwachsen als manch christlicher Mitmensch (keine Sünde ab Geburt z.B.). Mir hat einmal ein Konvertit gesagt, das Christentum warf bei ihm nur unbeantwortete Fragen auf, das Judentum nur Antworten. Das ist wohl die beste Beschreibung, eines Glaubens, der einfach auch nur Lebensstil ist.