Zum Inhalt springen

Buchbetrachtung: „Gar nicht koscher“

Buchbetrachtung: "Gar nicht koscher"

Urlaubszeit ist auch immer wieder Lesezeit. Und so nahm ich mir das kleine Bändchen vor, dass ich im Bodemuseum neulich beim Ausstellungsbesuch erwarb: 
Beni Frenkel: Gar nicht koscher – Vom täglichen Schlamassel, als Jude durchs Leben zu gehen

Ich gebe zu, außer natürlich das orthodoxe Lesemännchen hat mich der Schnitt des Buches angezogen, der ist nämlich himmelblau. Ja, ich bin für solche Kleinigkeiten zu haben.

Es würde ein kurzes Lesevergnügen sein. Vielleicht etwas, um es mit in Bus und Bahn zu nehmen. Kleine Geschichten, die man immer wieder zur Hand nehmen könne – und so war es auch. Ich habe mich amüsiert – und gleichzeitig auch wieder festgestellt, ja, auch im orthodoxen Judentum gibt keine groß anderen Probleme als im liberalen. So erachtet Beni Frenkel die jüdische Küche durchaus nicht so grandios, wie oft hingestellt. Er entwickelt dazu eine eigene Theorie. So sagt er:

Woher diese jüdische Stimmungsmache gegen gutes Essen? Sind Tscholent, Mazzenknödel und Gefillte Fisch die Zeugen schlechter jüdischer Kochkünste oder einfach der Beweis, dass das auserwählte Volk seinen Kopf lieber über Folianten als über Kochtöpfe beugt? 
Ich denke, es hat etwas mit Sex zu tun: Die jüdische Religion hat einen unverkrampften Zugang zu Sex. 

Und weiter, über die Problematik der „Reinheit der Frau“ in der Ehe:

Jüdisch-Orthodoxe Männer sind genau gleich horny wie nichtjüdische Männer.

Frenkel erzählt aus seinem Leben mit solcher Leichtigkeit und Selbstironie, dass es Spaß macht, ihn ein wenig zu begleiten. Und auch ich fand mich wieder, meine Abneigung gegen Seder in der Gemeinde ist wohl nicht nur mir vorbehalten. Zwar muss ich mir keine Sorgen machen, wie die Tochter im streng orthodoxen Kindergarten nicht ausplaudert, was der Papa isst, aber:

 Wenn Juden in der Synagoge Beten, dann umhüllen sie sich mit einem Gebetsmantel. Der ist weiß und rutscht in der Regel immer auf den Boden. 

Wer kennt das nicht. Irgendwie ist immer einer am Zurechtrücken, Zuppeln und Sortieren. Sonst wäre es ja langweilig. Achja, über Langeweile in der Synagoge, Schnellgebete und Brachaspielzeug aus China wird auch berichtet. Ein amüsantes kleines Buch, was die Alltäglichkeit des Judentums mit schöner Leichtigkeit und Freude beschreibt.

4 Kommentare

  1. Thomas_U Thomas_U

    Danke! Bin schon beim Vorwort…

  2. Noa Noa

    … ,,und rutscht in der Regel immer auf den Boden…. hahaaaa…. wie wahr

  3. Kerstin Wörterkatze Kerstin Wörterkatze

    Danke. Und schon ist es auf der Wunschliste gewandert.

  4. Hannes B. Hannes B.

    Wenn man jüdischen Humor mag, ist man bei FRENKEL genauso richtig, wie bei Kishon oder Eisenberg.
    Einfach köstlich.
    Shalom!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert