Ich hatte in der Schule ziemlich mit Antisemitismus zu tun. Ich hab in der Oberstufe Religion anstatt Philosophie gewählt und da mussten wir in der ersten Stunde sagen welcher Religion wir angehören. Ich sagte, ehrlich wie ich bin, dass ich rein technisch Jüdin bin, aber nicht speziell religiös erzogen worden bin, ich deshalb auch Religionsunterricht wählte, um generell mal was über Religionen zu lernen. Danach war aber die Hölle los. Ich hielt Gymnasiasten, egal welcher Religion, für tolerant und einigermaßen intelligent. Ich lag aber falsch. Die, die sich im Unterricht als katholisch bezeichneten ließen mich größtenteils in Ruhe. Das Problem waren die, die Muslime waren. Für die war ich dann nur noch "Die Jüdin". Meinen Namen schienen sie komplett vergessen zu haben. Mein Religionslehrer hat das mitbekommen, aber nichts unternommen, obwohl sich die Schule öffentlich sehr stark für die Aufarbeitung der Geschichte engagierte, inkl. Stolperstein vor der Schule.Ich weiß nicht ob die Lehrer Angst hatten, denn der größte Teil der Schüler hatte einen muslimischen Hintergrund oder obs die Lehrer nicht weiter interessiert hat. Ich hab versucht es weitestgehend zu ignorieren und hab die Stunden im Politikunterricht bei denen es um den Israel/Palästina Konflikt ging einfach mal geschwänzt. Ich hatte zu wenig Lust als "die Jüdin" im Hexenkessel zu sitzen. Ob ein "Expertengremium" sowas allerdings mitbekommt, wage ich zu bezweifeln.